Das Sprichwort „Gleich und gleich gesellt sich gern“ gilt auch für Katzen. „Allzu große Unterschiede bezüglich Selbstsicherheit und Temperament erweisen sich oft als problematisch“, sagt Hester Pommerening vom Deutschen Tierschutzbund in Bonn. Beim Zusammenstellen einer Katzen-WG sollte daher auf ähnliche Persönlichkeiten geachtet werden.
Auch das Alter muss passen: Ein temperamentvoller Jungspund würde einen Senior eher nerven als animieren. Eine Ausnahme von der Regel können ängstliche Katzen sein, die schauen sich manchmal von einem selbstbewussten Artgenossen etwas ab.
Zuerst müssen Herrchen und Frauchen einmal wissen, welchen Charakter die eigene Katze hat, sagt Haustiertrainerin Michaela Asmuß aus dem hessischen Bad Homburg. Ist das Tier gesellig oder lieber für sich? Hat es einen strengen Tagesrhythmus und besteht auf pünktliche Essens- sowie Spielzeiten oder sind ihm Rituale egal? Ist die Katze mutig und neugierig oder eher scheu und schreckhaft? Die Neue sollte ähnlich ticken.
Einen ersten Anhaltspunkt kann die Rasse geben. Wer zu Hause bereits einen Draufgänger hat, sollte sich zum Beispiel keine Britisch Kurzhaar, Perser oder Maine-Coon-Katze ins Haus holen. „Das sind in der Regel ruhige, gechillte Tiere“, erklärt Asmuß. Dagegen sind zum Beispiel Siamkatzen oder die Abessinerkatze überwiegend temperamentvoll.
Bei normalen Hauskatzen, also der Europäisch Kurzhaar, sind alle Temperamentsklassen möglich. Ob sie ruhig oder temperamentvoll, scheu oder zutraulich, ängstlich oder mutig sind, hängt von den Genen, dem Verhalten ihrer Mutter und ihren Erlebnissen in den ersten Monaten ab.
Ob das Geschlecht für den Charakter eine Rolle spielt, ist bei den Experten umstritten. So sind laut Pommerening Kater oft selbstbewusster als Katzendamen und pflegen mit ihrem Gegenüber einen eher hartgesottenen Umgang. Daher sind ihrer Meinung nach reine Kater- oder Kätzinnen-WGs am besten.
Asmuß ist da anderer Meinung, die jeweilige Persönlichkeit sei wichtiger als das Geschlecht, sagt sie. Klar ist jedoch: Die Tiere sollten möglichst kastriert sein.
Ist die Entscheidung gefallen, sollten die Tiere ganz behutsam aneinander gewöhnt werden. „Man sollte sie erst den Geruch der jeweils anderen Katze aufnehmen lassen, bevor es dann Sichtkontakt und später eine direkte Begegnung gibt“, sagt Pommerening. Die erste Begegnung sollte laut Asmuß am besten an einer Gittertür stattfinden, der Besitzer sollte auf jeden Fall „moderieren“. Dazu gehört das Füttern von Leckerlies, Spielen oder - wenn die Katzen es kennen - Clickertraining.
So lernen die Tiere: Immer, wenn die andere Katze da ist, passiert was Tolles. So stufen sie den anderen nicht als Feind ein, der sie vielleicht sogar aus dem Revier vertreiben will. Sollten die Tiere mit dem anderen Bewohner überhaupt nicht einverstanden sein, zeigen sie das deutlich. Solche Katzen grollen oder jaulen, werden groß und steif, das Fell plustert sich auf, das andere Tier wird fixiert - eine unmissverständliche Drohung.
„Wenn sie nach vorne gegen das Gitter springen, ist das kein Spiel, sondern der Versuch, den anderen zu vertreiben“, weiß Asmuß. Bei einem solchen Verhalten sollte die andere Katze besser doch nicht einziehen.
Läuft schon das Kennenlernen gut, ist ein angenehmes Zusammenleben in Sicht. Dann stupsen die Katzen ihre Näschen aneinander und selbst ein bisschen Fauchen ist normal. Blinzeln die Tiere, wenden sich ab oder legen sich gar hin, ist das ein gutes Omen für künftige Harmonie.
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