Nach dem verheerenden Brand einer Flüchtlingsunterkunft bei Wismar haben sich am Freitag rund 150 Menschen zu einer Mahnwache auf dem Markt der Hansestadt versammelt. Dazu hatte unter anderem die Integrationsbeauftragte des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Jana Michael, aufgerufen. Hass und Hetze solle entgegengetreten werden, hatte sie erklärt.
Am Mittwochabend war die Flüchtlingsunterkunft in einem ehemaligen Hotel in Groß Strömkendorf bei Wismar niedergebrannt. Die 14 Bewohner und drei Betreuer blieben unverletzt, das Gebäude jedoch wurde weitgehend zerstört. Die Polizei geht von Brandstiftung aus und vermutet einen politischen Hintergrund. Der Staatsschutz ist bei den Ermittlungen federführend. Die Brandursache ist noch unklar. Proben vom Brandort würden im Labor untersucht und Zeugen befragt, hieß es von der Polizei. Ergebnisse werden frühestens Anfang kommender Woche erwartet. Die Staatsanwaltschaft Schwerin hat ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der schweren Brandstiftung eingeleitet.
Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) betonte, es stehe der schwerwiegende Verdacht im Raum, dass es vielleicht Brandstiftung sein könnte, die sich gegen die Flüchtlinge gerichtet habe. Deshalb müsse das schnell aufgeklärt werden. Aus Innenministerium hieß es, die Polizei solle verstärkt an Flüchtlingsunterkünften Streife fahren.
Die Polizei geht in Groß Strömkendorf von einem Millionenschaden aus. Eine genauere Schätzung sei erst möglich, wenn das Brandgutachten vorliege, sagte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums in Rostock am Freitag.
Tino Schmidt (SPD), der Bürgermeister der Gemeinde Blowatz, zu der Groß Strömkendorf gehört, warnte indes vor voreiligen Einschätzungen und Vorverurteilungen. „Wir wehren uns dagegen, über den rechten Kamm geschoren zu werden“, sagte Schmidt der Deutschen Presse-Agentur. Man habe gut mit den 14 ukrainischen Flüchtlingen zusammengelebt, sie seien in den Orten akzeptiert gewesen.
Schwesig betonte, dass es sich unabhängig von den Ermittlungsergebnissen um einen schlimmen und schrecklichen Brand gehandelt habe. „Da haben Flüchtlinge gewohnt, die vor dem Krieg mit ihrem letzten Hab und Gut nach Deutschland geflohen sind. Da war ein einjähriges Kind dabei“, betonte Schwesig. „Das geht einem richtig nah.“ Zum Stichtag 16. Oktober hielten sich laut Innenministerium in Mecklenburg-Vorpommern insgesamt rund 22.000 ukrainische Kriegsflüchtlinge auf.
© dpa-infocom, dpa:221020-99-203437/16