Die Wettbewerbshüter der EU haben der Lufthansa vorerst den geplanten Einstieg bei der italienischen Staats-Airline Ita verwehrt. Eine vorläufige Untersuchung habe ergeben, dass der Zusammenschluss auf einigen Kurz- und Langstrecken den Wettbewerb verringern könnte, teilte die EU-Kommission am Dienstag mit. Sie will nach eigenen Angaben nun in einer erweiterten, ergebnisoffenen Prüfung bis spätestens zum 6. Juni eine Entscheidung treffen.
Die Kontrolleure wollen dabei auf der Langstrecke auch die Flüge von Gesellschaften in den Blick nehmen, mit denen Lufthansa Joint Ventures abgeschlossen hat. Namentlich sind das über dem Nordatlantik United Airlines und Air Canada. Auch Verbindungen von Italien nach Indien und Japan sollen untersucht werden. Bei den Europa-Flügen aus Italien stünden Lufthansa und Ita nur unter begrenztem Wettbewerbsdruck, da die Billigflieger wie Ryanair häufig von abgelegeneren Flughäfen agierten.
Am Flughafen Mailand-Linate könnten Lufthansa und Ita gemeinsam eine beherrschende Stellung schaffen, fürchten die Brüsseler Beamten. Lufthansa hatte dort bereits die Abgabe einiger Start-und Landerechte angeboten. Die Kommission bezeichnete die Zugeständnisse als „weder umfassend genug noch hinreichend wirksam“. Man habe sie daher erst gar nicht den Lufthansa-Wettbewerbern zur Stellungnahme vorgelegt.
Die Lufthansa hält weiterhin am geplanten Einstieg bei Ita fest. Man werde sich mit Nachdruck für einen zügigen Abschluss der Prüfung und für die anschließende Umsetzung der Beteiligung einsetzen, teilte der MDax-Konzern am Dienstag mit. Man gehe unverändert von einer Genehmigung der Transaktion aus. Ita Airways solle ein ergänzender und wichtiger Teil der Lufthansa Group werden, so die Lufthansa.
Die Übernahme ist strategisch extrem wichtig für Lufthansa-Chef Carsten Spohr. Man würde schrittweise den Staats-Carrier der drittgrößten EU-Volkswirtschaft übernehmen, eine weitere Airline aus der von Air France dominierten Allianz „Sky Team“ brechen und sich Zugang zu einem Milliarden-Markt verschaffen.
Die aus der legendär defizitären Vorgängerin Alitalia herausgeschrumpfte Ita bezeichnet Spohr gerne als Start-Up in einer mittleren Entwicklungsphase, das schnell profitabel gemacht werden könne. Nach Austrian, Swiss und Brussels Airlines wäre die Ita die vierte Staats-Airline eines Nachbarlandes, die in privatisierter Form im Lufthansa-Konzern landet.
Nach monatelangen Verhandlungen hatte der deutsche MDax-Konzern Ende Mai 2023 mit dem italienischen Staat die Übernahme eines Minderheitsanteils von 41 Prozent an der Fluggesellschaft Ita Airways vereinbart. Dafür sollen der Ita 325 Millionen Euro Eigenkapital aus Lufthansa-Barmitteln zufließen. Außerdem kann Lufthansa laut Vereinbarung ab 2025 zu bestimmten Bedingungen weitere 49 Prozent der Anteile übernehmen und später möglicherweise auch die restlichen 10 Prozent.
Die 2020 gegründete Italia Trasporto Aereo (Ita) hatte im Oktober 2021 den Flugbetrieb der insolventen Vorgängerin Alitalia übernommen, ist allerdings nicht deren Rechtsnachfolgerin. Start- und Landerechte wie auch die Marke Alitalia hat sich die neue Airline allerdings gesichert. Der legendäre Name könnte unter dem neuen Konzerndach möglicherweise schon bald wieder reaktiviert werden.
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