Einnahmen und Ausgaben müssen im vernünftigen Verhältnis stehen. Das lernen die meisten, wenn sie als Kinder Taschengeld beziehen. Etlichen laufen aber die Außenstände aus dem Ruder. Sie sind überschuldet. In Ansbach trifft dies auf „nur“ 8,64 Prozent der Menschen über 18 Jahre zu. Doch manches stimmt nachdenklich.
Der Schuldneratlas Deutschland der Creditreform weist für Ansbach genau 2997 überschuldete Menschen aus. Datengrundlage der Firma sind in der Stadt 34.691 Personen über 18 Jahre. Aber was bedeutet eigentlich überschuldet?
Nach Angaben des Unternehmens ist damit gemeint, dass „der Schuldner die Summe seiner fälligen Zahlungsverpflichtungen mit hoher Wahrscheinlichkeit über einen längeren Zeitraum nicht begleichen kann und ihm zur Deckung seines Lebensunterhalts weder Vermögen noch Kreditmöglichkeiten zur Verfügung stehen“. Das heißt: Die zu leistenden Gesamtausgaben sind höher als die Einnahmen.
In die Überschuldungsquote gehen Menschen mit Negativmerkmalen im Verhältnis zu allen Personen ab 18 Jahren ein. Negativmerkmale sind nach Firmenangaben Informationen, die Rückschlüsse darauf zulassen, dass eine Person oder ein Unternehmen zahlungsunfähig sind.
Diese Merkmale setzen sich zusammen aus den derzeit vorliegenden juristischen Sachverhalten wie Privatinsolvenzen, unstrittigen Inkasso-Fällen der Creditreform gegenüber Privatpersonen und nachhaltigen Zahlungsstörungen.
Mit einer Schuldnerquote von 8,64 Prozent bewegt sich Ansbach etwa im Bundesschnitt. Der liegt bei 8,48 Prozent. Seit dem Jahr 2016 entwickelt sich die Schuldnerquote in Ansbach außerdem schrittweise rückläufig: Von 10,66 Prozent ging es über 10,56 (2017), 10,52 (2018), 10,27 (2019), 10,14 (2020) und 9,23 Prozent (2021) nach unten – auf jetzt eben 8,64 Prozent.
Für den Augenblick stelle man noch „eine Entspannung“ fest, betont Oliver Stapfer als Marketing- und Vertriebsleiter der Creditreform Nürnberg Aumüller KG. „Ein wesentlicher Punkt: In der Corona-Zeit wurde vieles mit staatlichen finanziellen Mitteln zugedeckt.“ Außerdem hätten die Menschen das Geld teilweise nicht ausgeben können.
Deshalb seien viele zunächst mit geringeren Schulden aus dieser Zeit gegangen. „Vielleicht waren sie auch so clever, dass sie die Gelder gespart und teure Kredite abgelöst haben.“ Allerdings: „Am Horizont sieht es anders aus“, bringt Michael Aumüller als persönlich haftender Gesellschafter zum Ausdruck.
Leider gehe das ifo-Institut ebenfalls davon aus, dass ein Großteil dieser Corona-bedingten Ersparnisse bei den privaten Haushalten schon seit Mitte 2022 wieder aufgebraucht sind, hebt Oliver Stapfer hervor. „Jetzt haben weniger Leute einen Sparstrumpf für die kommende Krise zur Verfügung.“
Die Zahlen für Ansbach sind nach seinen Worten gut. „Ob man sich auf denen ausruhen darf oder nicht, das darf die Politik gerne selbst entscheiden.“ In den kommenden drei, vier Monaten werde erkennbar, wie sich das Thema Inflation und Energiekrise weiterentwickle. Michael Aumüller bezieht sich auch darauf, „wie sich Insolvenzen auf den Beschäftigungsmarkt auswirken“.