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Veröffentlicht am 21.03.2025 04:02

Gletscherschwund: Verlust von Ästhetik und Spaltengefahr

Sonne setzt dem Nördlichen Schneeferner zu. (Archivbild) (Foto: Matthias Balk/dpa)
Sonne setzt dem Nördlichen Schneeferner zu. (Archivbild) (Foto: Matthias Balk/dpa)
Sonne setzt dem Nördlichen Schneeferner zu. (Archivbild) (Foto: Matthias Balk/dpa)
Sonne setzt dem Nördlichen Schneeferner zu. (Archivbild) (Foto: Matthias Balk/dpa)
Vom Blaueisgletscher ist nicht viel übrig. (Archivbild) (Foto: Matthias Balk/dpa)
Vom Blaueisgletscher ist nicht viel übrig. (Archivbild) (Foto: Matthias Balk/dpa)
Der Höllentalferner könnte sich noch am längsten halten. (Archivbild) (Foto: Matthias Balk/dpa)
Der Höllentalferner könnte sich noch am längsten halten. (Archivbild) (Foto: Matthias Balk/dpa)
Experten geben dem Watzmanngletscher nur noch wenige Jahre. (Archivbild) (Foto: Angelika Warmuth/dpa)
Experten geben dem Watzmanngletscher nur noch wenige Jahre. (Archivbild) (Foto: Angelika Warmuth/dpa)
Sonne setzt dem Nördlichen Schneeferner zu. (Archivbild) (Foto: Matthias Balk/dpa)

Wenig Schnee im Winter - das bedeutet einmal mehr schlechte Zeiten für die Gletscher. Sie seien ein einzigartiges Naturerbe, mahnt der Deutsche Alpenverein (DAV). Auch Wintersportler sind betroffen. Der Bergsportverband warnt vor Spaltenstürzen auf Skihochtouren. Gletscherspalten seien in manchen Gebieten wenig mit tragfähigem Schnee überdeckt. Grund sei unter anderem der geringe Schneefall über Wochen sowie teils starker Wind. 

Unsichtbare Gefahr: Gletscherspalten unter dünner Schneedecke

„Beinahe täglich ereilen uns Berichte über - nicht immer glimpflich ausgehende - Spaltenstürze. Und das Mitte März, wo die Gletscher „normalerweise” meterdick eingeschneit sind“, erläutert der DAV.

Zum ersten Internationalen Tag der Gletscher am Freitag (21. März) machen Bergsportexperten und Wissenschaftler erneut auf das Abschmelzen der Gletscher aufmerksam. „In den Ostalpen ist ihre Existenz nur noch eine Frage der Zeit, selbst die härtesten Klimaschutzmaßnahmen können das Abschmelzen nicht verhindern“, sagt DAV-Experte Tobias Hipp. 

Ästhetischer Verlust: Wenn das Blau des Eises schwindet

Der Bergführer und Ressortleiter Breitensport beim DAV, Stefan Winter, sieht mit dem Schwinden der Gletscher den Verlust eines einmaligen und faszinierenden Landschaftsbildes. Der Wechsel zwischen weißen Gletscherflächen, bläulich schimmerndem Eis und dunklen Felsen habe eine ganz besondere Ästhetik.

Für Bergsteiger wachse die Gefahr von Steinschlag auch auf Gletschern. Durch die geringe Schneebedeckung lösten sich Steine, die im Eis eingebettet waren. Zudem rutsche immer mehr Steinmaterial aus den Firn- und Felsflanken auf die Gletscherfläche nach. „Das ist in dem Ausmaß neu, die Menge ist teils erschreckend.“

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Permafrost schmilzt – die Berge werden instabil

Das Schwinden des Permafrostes, bei dem der Untergrund aus Fels und Schutt dauerhaft gefroren ist und so zusammenhält, werde in den nächsten Jahren erhebliche Auswirkungen auf das Hochtourengehen haben, weil neben Steinschlag auch die Gefahr großer Felsstürze zunimmt.

Forscher blicken auch in diesem Frühjahr besorgt auf die letzten bayerischen Gletscher. „Es ist eher unterdurchschnittlich Schnee gefallen. Das ist eine schlechte Startvoraussetzung für den Sommer“, sagt der Glaziologe Christoph Mayer von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (BAdW) über den zu Ende gehenden Winter. Es habe im Vergleich zum langjährigen Mittel rund 20 Prozent weniger Schnee gegeben.

Deutschlands Gletscher: Das endgültige Ende rückt näher

Allerdings ist der Winter aus Sicht der Glaziologen noch nicht ganz vorbei: Im April könne noch Schnee fallen, sagt auch der Glaziologe und Geograf der Hochschule München, Wilfried Hagg, der gemeinsam mit Meyer in Abständen einen Gletscherbericht für die Staatsregierung erstellt. 

Laut Hagg könnte je nach Einzelfall und Gebiet die Gefahr durch Gletscherspalten mit dem Klimawandel sogar sinken. Spalten entstünden durch unterschiedliche Fließgeschwindigkeiten des Eises. Wenn Gletscher langsamer fließen, bilden sich weniger Spalten.

In Deutschland gibt es noch vier Gletscher, deren Ende allerdings absehbar ist. Bis Ende des Jahrzehnts, so die Einschätzung der Forscher, wird der Nördliche Schneeferner an der Zugspitze kein Gletscher mehr sein. Er bedeckte zuletzt noch 13 Hektar Fläche. Der Höllentalferner hielt sich mit rund 14 Hektar etwas besser, er dürfte am längsten überleben – ungefähr bis 2035.

Gletscherschwund in Deutschland ohne Folge für Wasserhaushalt 

Der letzte Eisrest des Südlichen Schneeferners hat im September 2022 seinen Status als Gletscher verloren, unter anderem weil das Eis nicht mehr floss – ein Kriterium für die Einstufung als Gletscher. Das Schicksal wird den Prognosen zufolge als nächstes Watzmann- und den Blaueisgletscher bei Berchtesgaden treffen, die zuletzt noch 4,7 und 4,2 Hektar maßen.

Weitreichende Konsequenzen etwa für den Wasserhaushalt hat der Verlust der deutschen Gletscher nicht, sie sind zu klein. Anders bei den großen Gletschern in den anderen Alpenländern. Dort drohen Folgen für die Wasserversorgung.

© dpa-infocom, dpa:250321-930-410062/1


Von dpa
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