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Veröffentlicht am 14.04.2025 18:30

Kahlschlag bei Depot: Schließungen gehen weiter – Lage in der Region unklar

Die Depot-Filiale in Ansbach existiert seit 2016. (Archivbild: Florian Schwab)
Die Depot-Filiale in Ansbach existiert seit 2016. (Archivbild: Florian Schwab)
Die Depot-Filiale in Ansbach existiert seit 2016. (Archivbild: Florian Schwab)

Der Deko-Händler Depot schließt mindestens ein Drittel seiner Geschäfte in Deutschland und versucht den Neustart. In den ersten drei Monaten des Jahres wurden bereits 45 Filialen dichtgemacht. Im April und Mai sollen 54 weitere geschlossen werden, wie Eigentümer Christian Gries im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur sagte. Womöglich wird die Liste auch noch länger. Die Verhandlungen mit einigen Vermietern dauern an.

Zwischen 150 und 180 Depot-Filialen sollen Gries zufolge bestehen bleiben. Infolge der Schließungen in diesem Jahr verlieren voraussichtlich etwa 2000 der 3300 Beschäftigten ihren Job.

Inzwischen weisen Schilder an der Ansbacher Filiale deutlich darauf hin, dass aktuell hier keine Schließung vorgesehen ist. (Foto: Robert Maurer)
Inzwischen weisen Schilder an der Ansbacher Filiale deutlich darauf hin, dass aktuell hier keine Schließung vorgesehen ist. (Foto: Robert Maurer)

Depot schließt 27 Filialen: So sieht es in Ansbach und Rothenburg aus

Die Deko-Kette beantragte im Juli ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. 17 Standorte sind bereits zu. Fürs Erste scheint es zumindest für Ansbach Entwarnung zu geben.

Filialen in Rothenburg und Ansbach auf der Streichliste?

Eine genaue Liste der zu schließenden Geschäfte gibt die Deko-Kette bislang nicht bekannt. Damit ist auch noch nicht klar, was aus den Filialen in Ansbach und Rothenburg wird. Die Ansbacher Filiale im Retti-Center hatte 2016 nach langer Kontroverse um das Sortiment der Kette eröffnet. Am Schlachthof-Areal in Rothenburg kam 2018 der zweite Standort in Westmittelfranken hinzu.

Doch die Krise hat das Unternehmen voll im Griff. Es sei nicht möglich, Depot in der alten Größe fortzuführen, so Gries. „Wir können unser Geschäft wieder auf Erfolgskurs bringen – indem wir die Kosten gezielt optimieren und Depot neuen Schwung verleihen. Das ist die einzige Chance zu überleben.“ Im vergangenen Jahr waren bereits 43 Filialen geschlossen worden. 

Im Juli 2024 wurde Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt 

Vor ein paar Jahren hatte die Kette, die ihren Sitz in der unterfränkischen Gemeinde Niedernberg hat, in Deutschland noch rund 400 Geschäfte. Während und nach der Corona-Zeit hatte Depot allerdings mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Wegen drohender Zahlungsunfähigkeit wurde im Juli 2024 Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. 

Depot war bisher eine Tochter der Gries Deco Company (GDC), die nun abgewickelt wird. Die Deko-Kette soll in eine neu gegründete Gesellschaft, die GDC Deutschland GmbH, überführt werden. Die wird laut Gries wesentliche Vermögenswerte übernehmen und den Betrieb fortführen. Der Gläubigerausschuss hat den Kaufvertrag zu Wochenbeginn freigegeben. Neben dem alten und neuen Eigentümer Gries ist auch Marco De Benedetti, der ehemalige Deutschlandchef von Tupperware, Mitglied der Geschäftsführung.

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Konkurrenz durch Temu und Action

Die Nonfood-Branche, in der Depot sich bewegt, ist umkämpft und steht wegen der trüben Konsumstimmung unter Druck. Die Einzelhandelskette Kodi war 2024 ebenfalls in die Insolvenz gerutscht. Andere Anbieter ziehen sich zurück.

So kündigte der Lebensmitteldiscounter Aldi kürzlich an, seinen Online-Shop einzustellen. An Bedeutung gewonnen haben hingegen Unternehmen wie der Online-Marktplatz-Temu oder der Discounter Action. Beide Händler bieten wie Depot unter anderem auch Produkte aus dem Bereich Deko und Einrichtung an. 

„Günstigere Alternativen im Einzelhandel und Online haben uns den Rang abgelaufen“, sagt Gries. Depot solle wieder kreativer werden und die Kunden häufiger überraschen. „Wir müssen Trends schneller aufspüren und in die Läden bringen.“ Er setzt dabei auch stärker auf den E-Commerce. „Viele Produkte sollen online früher verfügbar sein und direkt aus Asien zum Kunden geschickt werden.“ 

Die Kaufland-Filiale in Ansbach, hier eine Aufnahme aus 2017, besteht schon seit vielen Jahren. Jetzt werden Vorwürfe gegen die Supermarkt-Kette wegen bundesweiter Hygienemängel laut. (Archivbild: Jim Albright)
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Verband: 4500 weitere Geschäfte schließen in diesem Jahr

Neben den Filialen möchte Depot in Deutschland weiterhin kleine Shops betreiben, die in Märkte von Einzelhändlern wie Rewe und Edeka integriert sind. Davon gibt es derzeit etwa 165. 

Auch Depot-Tochtergesellschaften im Ausland hatten zuletzt Insolvenz angemeldet. In Österreich verringerte sich das Filialnetz auf 27 Standorte, in der Schweiz wurden alle dichtgemacht. 

Die Lage des stationären Handels ist schwierig. In den vergangenen Jahren haben laut Handelsverband Deutschland (HDE) zahlreiche Geschäfte hierzulande ihre Türen für immer geschlossen. Einer Prognose zufolge sinkt die Zahl in diesem Jahr um 4.500 auf etwa 300.000. Im Jahr 2015 waren es noch mehr als 370.000.


Von Johannes Hirschlach und dpa
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