Am Eingang der Röhre, wo das Wasser fließt und die Aufregung steigt, ist nur ein kleiner Schubs nötig, um den Kick der Rutschpartie zu spüren. Mit steigenden Temperaturen und dem Start der Freibadsaison steigt auch die Lust auf Wasserrutschen. Ob draußen und offen oder durch enge, dunkle Röhren - der Spaß steht an erster Stelle. Höher und schneller, das macht für viele den Reiz des Rutschens aus.
Die längste Röhren-Wasserrutsche der Welt steht in Bayern. Das bestätigt das Rekord-Institut für Deutschland (RID), das als deutschsprachiges Pendant zum Guinnessbuch der Rekorde gilt. Die Wasserrutsche „Magic Eye“ der Therme Erding ist 356 Meter lang und 22 Meter hoch. Durchschnittlich eine Minute und vier Sekunden dauert die rasante Abfahrt auf einem Reifen durch die geschlossene Röhre, sagt ein Sprecher der Therme.
Die Erdinger Anlage bietet 28 Wasserrutschen. Ein zehnköpfiges Damen-Team konnte dort 2010 einen Rekord aufstellen: Mit insgesamt 827,7 Kilometern innerhalb eines Tages erreichten die Frauen laut RID die „weiteste Strecke auf der Wasserrutsche in 24 Stunden“.
Den Rekord für die „höchste Geschwindigkeit auf der Wasserrutsche“ hält ein Deutscher: Jens Scherer kam 2009 auf eine Höchstgeschwindigkeit von 91,3 Stundenkilometern auf der Wasserrutsche „Kilimandscharo“ in Rio de Janeiro - nach Angaben des RID mit 49,9 Metern die höchste Wasserrutsche der Welt.
Immer schneller wollen auch viele Hobby-Rutscher werden. Da wird auf unterschiedliche Rezepte gesetzt: Enge Badehose oder gar keine? Sich einseifen oder zusammenrollen?
Carsten Bücken,Vorsitzender des Deutschen Rennrutsch Verbandes, empfiehlt die Drei-Punkt-Technik: Dabei werden die Füße bei ausgestreckten Beinen übereinandergeschlagen, so dass nur eine Ferse den Boden berührt. Gleichzeitig werden Rücken und Schultern so durchgestreckt, dass die beiden Schulterblätter die einzigen weiteren Berührungspunkte mit der Rutschfläche ergeben. Der Po wird nach oben gedrückt. Durch die geringe Reibung nimmt man ordentlich Fahrt auf.
Die Drei-Punkt-Methode wendet auch Rutschenprüfer Ferdinand Ziegler vom TÜV Süd an. Gerade zum Start in die Freibadsaison ist er viel unterwegs. In mehreren Bädern am Tag untersucht der studierte Bauingenieur die baulichen Sicherheitsaspekte. Zum Testen neuer Anlagen werden auch schon mal Dummies hinuntergeschickt. „Das ersetzt aber in keiner Weise das eigene Rutschen“, sagt Ziegler.
Sobald feststeht, dass keine Gefahr droht, macht sich der 53-Jährige selbst auf den Weg durch die immer neuen Konstruktionen. Bei Erstabnahme, der Prüfung eines neu aufgestellten Rutschenmodells, gleite er etwa zehn bis zwanzig Mal dieselbe Rutsche hinunter. „Zuerst ist man sicherlich etwas vorsichtiger und dann steigert man sich bis zur Höchstgeschwindigkeit mit der Drei-Punkt-Haltung.“
Für den Prüfer auch eine körperlich anstrengende Aufgabe. Denn wer im Auffangbecken unten ankommt, muss für den nächsten Rutschgang wieder hochlaufen. Ziegler macht das gern, sagt er, denn die Sicherheit der Badegäste stehe an erster Stelle.
Der Spaß am Rutschen hänge auch mit dem Sicherheitsgefühl zusammen, dass die Attraktionen gut gebaut, gewartet und geprüft seien, meint Ziegler. „Ich bin ein Teil dieser Sicherheitskette.“ Er liebe auch die immer neue Herausforderung: „Die Faszination hab' ich immer noch. Ich freue mich immer noch wie ein kleines Kind, wenn ich eine neue Rutsche zum ersten Mal ausprobiere.“
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