Nach dem Tod von Silvio Berlusconi haben auch aus dem Ausland Mitleidsbekundungen Italien erreicht. Vor allem eher autoritäre und rechtskonservative Staats- und Regierungschefs äußerten persönlich ihr Bedauern über den Tod des 86-Jährigen.
„Für mich war Silvio ein teurer Mensch, ein echter Freund“, schrieb etwa Kremlchef Wladimir Putin in einem Kondolenztelegramm. Er lobte den einstigen italienischen Ministerpräsidenten, mit dem er auch nach dem Angriff auf die Ukraine Kontakt hielt, für Weitsicht, ausgewogene Entscheidungen, Humor und Lebensfreude, wie er schrieb. Berlusconis Tod sei ein „unersetzbarer Verlust und ein tiefes Unglück“.
„Der große Kämpfer ist gegangen!“, schrieb Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban auf seiner Facebook-Seite. Der Rechtspopulist zählte zu den frühen Bewunderern Berlusconis, mit dem er persönlich befreundet war. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte, er sei „zutiefst betrübt“ und sprach Berlusconis Familie und dem italienischen Volk sein Beileid aus. „Silvio war ein großer Freund Israels und stand uns immer bei. Ruhe in Frieden, mein Freund.“
Andere Kondolenzen fielen nüchterner aus. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen twitterte, dass Berlusconi „Italien in einer Zeit des politischen Übergangs geführt und seitdem weitergemacht habe, sein geliebtes Land zu formen“.
Ein Sprecher der britischen Regierung in London sagte: „Silvio Berlusconi hat über mehrere Jahrzehnte einen großen Einfluss auf die italienische Politik ausgeübt, und unsere Gedanken sind beim italienischen Volk und seiner Familie.“
Der stellvertretende Sprecher der Bundesregierung, Wolfgang Büchner, sagte in Berlin: „Wir sprechen dem italienischen Volk und der italienischen Regierung unsere Anteilnahme aus.“
Martin Schulz, einst SPD-Kanzlerkandidat und davor Präsident des Europäischen Parlaments, sagte dem Portal t-online, dass jeder Tod traurig und bedauerlich sei. „Meine Meinung zur politischen Bilanz von Berlusconi und den damit verbundenen Gefahren ist ansonsten hinlänglich bekannt“, sagte er. Der Sozialdemokrat hatte den rechtskonservativen Italiener oft kritisiert. Zu einem Eklat kam es, als Berlusconi den Deutschen 2003 im Europaparlament scherzhaft als Besetzung für die Rolle eines KZ-Aufsehers in einem Film vorschlug.
Spaniens stellvertretende Ministerpräsidentin und Arbeitsministerin Yolanda Díaz sprach Berlusconis Familie ihr Beileid aus. Vor Journalisten in Luxemburg sagte die linke Politikerin: „Aber bitte haben Sie Verständnis dafür, dass (...) das politische Projekt, das Herr Berlusconi über einen so langen Zeitraum vertreten hat, nicht mein Mitgefühl erregt.“
Berlusconis Tod sorgte über die Politik hinaus für Reaktionen. Gianni Infantino, der Präsident des Fußball-Weltverbandes FIFA, schrieb bei Instagram über den früheren Besitzer und Präsidenten des Spitzenclubs AC Mailand: „Ich werde ihn in Erinnerung behalten als jemanden, der in unserem geliebten Sport geträumt hat und die Ideen dann in die Realität umsetzte.“ Berlusconi hatte mit Milan in mehr als drei Jahrzehnten insgesamt fünfmal die Champions League gewonnen.
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