Der Freitag, 29. November, bedeutete einen massiven Einschnitt für die Familie Witzel. An jenem Tag zerstörte ein Feuer ihr Wohnhaus im Leutershäuser Ortsteil Neunkirchen (Landkreis Ansbach). Dank der Unterstützung der Dorfgemeinschaft haben sie wieder ein Dach über dem Kopf und das Nötigste zum Leben. Jetzt sammeln sie Kräfte für einen Neustart.
Der Brand, der das Gebäude unbewohnbar gemacht hat, brach im Dachgeschoss aus. Doch vom Gefühl her geschah die Katastrophe erst vor zwei Tagen. Zeit, um sich einmal hinzusetzen und sich klar zu werden, was da passiert ist, war in der Woche danach noch nicht, wie Karin Witzel erzählt.
Gespräche mit der Versicherung und der Kriminalpolizei, schauen, wo man unterkommt, und organisieren, dass die vier Kinder zur Schule oder auf die Arbeit gehen können, standen im Vordergrund. „Man hat das alles noch gar nicht realisiert“, sagt Sohn Colin.
Der 17-Jährige war mit seinen zwei kleineren Schwestern im Alter von sechs und sieben Jahren im Haus, als das Feuer ausbrach. Plötzlich sei der Strom ausgefallen und man habe ein Knistern aus dem Dachgeschoss gehört, erzählt er. Als er nach oben ging und die Tür öffnete, kam ihm eine gewaltige Rauchwolke entgegen. Er packte seine Schwestern und deren Freundin, verließ das Haus und verständigte die Feuerwehr.
Mutter Karin war zu dieser Zeit im Haus nebenan, um die pflegebedürftigen Großeltern zu versorgen. Ihr Mann war auf der Arbeit. „Als ich unser Haus verlassen habe, war noch alles in Ordnung.“ Doch etwa 15 Minuten später kam ein Nachbar und teilte ihr mir, dass ihr Haus brennt.
„Das war ein großer Schock“, sagt die 40-Jährige. Ihre größte Sorge war, dass es ihren vier Kindern, dem Freund der Tochter und der Mutter gut geht. Letztere musste von der Feuerwehr aus dem Obergeschoss befreit und ins Krankenhaus eingeliefert werden. Aus diesem ist sie mittlerweile entlassen und es geht ihr den Umständen entsprechend.
Karin Witzel selbst konnte nur ungläubig zuschauen, wie die Feuerwehr die Flammen bekämpfte. „Mit jedem Blick war der nächste Teil des Hauses dran.“ Was das Feuer nicht zerstört hatte, wurde schließlich vom Löschwasser, mindestens 40.000 Liter wurden eingesetzt, beschädigt.
Der Hauptteil des Hauses muss laut der 40-Jährigen bis auf die Grundmauern abgerissen und wieder neu aufgebaut werden. Ein bis zwei Jahre kann das dauern. „Aber das ist alles nur Material“, macht sie deutlich. „Wichtig ist, dass es uns allen gut geht und wir zusammen sind.“ Man habe es einmal geschafft, sich ein Leben aufzubauen, ergänzt sie. „Das schaffen wir wieder.“
Was zu retten war, haben die Witzels mit der Hilfe der Feuerwehr aus dem Haus gerettet. Viel ist das nicht gewesen. „Das kann man alles Stück für Stück ersetzen“, so Karin Witzel. Für den Anfang hat die Familie eine überwältigende Unterstützung aus dem Dorf erfahren.
Die Kirchengemeinde hat die Familie bis auf Weiteres im Pfarramt untergebracht. Innerhalb von wenigen Stunden brachten Dorfbewohner zum Beispiel ein Sofa, Betten, eine Waschmaschine, einen Fernseher, Spielzeug für die Kleinen, Lebensmittel und Hygieneartikel. Alles, was man für den Anfang braucht. „Das Dorf ist der Wahnsinn“, betont Karin Witzel. „Ich weiß gar nicht, wo ich mich als erstes bedanken soll.“ In solchen Momenten merke man erst, was ein Dorf mit einer solch starken Gemeinschaft wert ist, pflichtet Colin bei.
Für die Witzels geht es jetzt darum, wieder Normalität in ihr Leben zu bringen, Alltagsabläufe in der neuen Umgebung zu etablieren – und Kräfte für den ungeplanten Neustart zu sammeln. „Wir sind alle gesund“, macht Karin Witzel deutlich. „Der Rest kommt.“
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