Nach einem brutalen Angriff auf eine katholische Kirche steigt die Opferzahl im westafrikanischen Nigeria auf bis zu 100.
Unter den Toten befänden sich zahlreiche Kinder sowie schwangere Frauen, sagte Oluwole Ogunmolasuyi, ein Lokalpolitiker im südwestlichen Bundesstaat Ondo, am Montag. Schwerbewaffnete Täter hatten die St. Francis Kirche am Pfingstsonntag in der Stadt Owo während eines Gottesdienstes gestürmt, wahllos auf die Gläubigen geschossen und Sprengsätze ausgelöst.
„Es war barbarisch, so etwas haben wir noch nie erlebt“, sagte Ogunmolasuyi nachdem er die Kirche und ein Krankenhaus besuchte, in dem zahlreiche Verletzte behandelt werden. „Die Opferzahl beläuft sich auf zwischen 70 und 100“, so Ogunmolasuyi. Präsident Muhammadu Buhari verurteilte den Anschlag. „Dieses Land wird niemals dem Bösen und bösen Menschen nachgeben, und die Dunkelheit wird niemals das Licht besiegen“, wurde Buhari bei Twitter zitiert.
Papst Franziskus sicherte den Opfern und Hinterbliebenen seine Gebete zu. „Seine Heiligkeit war zutiefst traurig, als er von der schrecklichen Attacke in der St. Francis Kirche in Owo erfuhr“, hieß es in einem Telegramm des Heiligen Stuhls an den Bischof des Bundesstaates Ondo. Die Auslandsbischöfin der Evangelischen Kirche in Deutschland, Petra Bosse-Huber, schrieb in einer Mitteilung: „Wir beten für die Menschen in Nigeria, die seit Jahren immer wieder solche sinnlose Gewalt erleiden müssen.“
Der Gouverneur des Bundesstaates Ondo, Rotimi Akeredolu, bezeichnete den Anschlag als „abscheulich und satanisch“ und fügte hinzu, dass „es sich um einen kalkulierten Angriff auf die friedliebenden Menschen in Owo handelt“. Die genaue Zahl der Opfer und welche Gruppe hinter dem Anschlag steht, blieb weiterhin unklar. Behörden hatten am Sonntag zunächst von bis zu 50 Toten gesprochen. Die Regierung hat eine Untersuchung eingeleitet.
„Der Angriff ist zweifellos terroristischer Natur. Das Ausmaß und die Brutalität deuten darauf hin, dass er sorgfältig geplant und nicht impulsiv war“, sagte Eric Humphery-Smith, ein Analyst der Sicherheitsberatungsfirma Verisk-Maplecroft. Hintergrund des Anschlags seien wachsende ethnische und religiöse Spannungen in Afrikas bevölkerungsreichstem Land mit etwa 206 Millionen Einwohnern, so Humphery-Smith.
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell zeigte sich von der Attacke geschockt. „Die inakzeptablen Angriffe nichtstaatlicher bewaffneter Gruppen wiederholen sich in verschiedenen Teilen Nigerias, und die sinnlose Gewalt hat nun auch den bisher friedlichen Bundesstaat Ondo erreicht“, sagte der Spanier. Die EU sei solidarisch mit den Menschen in dem Bundesstaat. Verantwortliche für die verabscheuungswürdige Tat sollten schnell vor Gericht gestellt werden.
In den sozialen Medien kursierte am Sonntag eine Videoaufnahme, die den Ort des Geschehens zeigen soll. Darauf sind augenscheinlich tote Menschen zu sehen, die blutüberströmt auf dem Boden liegen - darunter auch Kinder.
Dschihadistische und kriminelle Gruppen haben in vergangenen Jahren zahlreiche Anschläge auf Kirchen im überwiegend muslimischen Norden Nigerias verübt. Der überwiegend christliche Süden blieb bislang von derartigen Angriffen verschont.
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