Chronisch kranker Vater bangt um die Versorgung seiner Familie | FLZ.de

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Veröffentlicht am 16.11.2024 19:00

Chronisch kranker Vater bangt um die Versorgung seiner Familie

Ein ordentlicher Bürostuhl für den Schreibtisch im Kinderzimmer, an dem der siebenjährige Sohn seine Hausaufgaben macht, ist ein sehnlicher Wunsch der Eltern. (Foto: Kurt Güner)
Ein ordentlicher Bürostuhl für den Schreibtisch im Kinderzimmer, an dem der siebenjährige Sohn seine Hausaufgaben macht, ist ein sehnlicher Wunsch der Eltern. (Foto: Kurt Güner)
Ein ordentlicher Bürostuhl für den Schreibtisch im Kinderzimmer, an dem der siebenjährige Sohn seine Hausaufgaben macht, ist ein sehnlicher Wunsch der Eltern. (Foto: Kurt Güner)

FLZ-Leser helfen: Ein Familienvater kann wegen chronischer Knieschmerzen nicht arbeiten. Das Geld wird knapp. Der Verzicht trifft oft auch die Kinder.

„Ich bin lächelnd jeden Tag zur Arbeit gegangen.“ Das Gesicht von Hans Z. (alle Namen geändert) leuchtet auf, wenn er sich an seine Zeit als Hausmeister erinnert.

Doch seine chronischen Knieschmerzen wurden so unerträglich, dass er die Stelle aufgeben musste. Jetzt hofft der 46-Jährige, dass die Ärzte ihm doch noch helfen können. Denn ein etwas höheres Einkommen würde viele Sorgen von den Schultern seiner Familie nehmen, zu der Ehefrau Alexandra (36) und die Söhne Anton (7) und Bert (4) gehören.

„Uns bleiben pro Monat für vier Personen etwa 800 bis 1000 Euro übrig. Als ich als Hausmeister im Niedriglohnsektor arbeitete, hatte meine Familie erheblich mehr Geld für den Lebensunterhalt – nämlich rund 1200 Euro“, berichtet er. Die Eheleute haben ein gemeinsames Ziel, gerade auch wegen ihrer Kinder: Beide wollen soweit gesund werden, dass sie arbeiten und dadurch vom Bürgergeld wegkommen können.

Epilepsie und Gicht

Alexandra Z. leidet unter einer schweren Depression, die bisher medikamentös nicht ausreichend behandelt werden kann. Auch bei Hans Z. kommen zu seinen körperlichen Einschränkungen wie Epilepsie und Gicht auch psychische Erkrankungen, etwa eine Borderline-Störung, hinzu. Deshalb werden beide sozialpädagogisch betreut.

Als Betroffener verfolgt Hans Z. Forderungen nach Verschärfungen beim Bürgergeld mit Befremden: „Wer als hoch bezahlter Politiker auf Stimmenfang eine Kürzung des Bürgergelds verlangt, sollte einen Monat lang selbst davon leben. Die Leidtragenden einer Kürzung wären viele Kinder, so auch meine.“

Lebensmittel von der Tafel

Ohne Lebensmittel der Tafel, für die Hans Z. lange ehrenamtlich arbeitete, käme die Familie nicht über die Runden. Nicht nur die Inflation macht sich bei jedem Einkauf im Supermarkt schmerzlich bemerkbar; auch Erhöhungen der Mehrwertsteuer schlagen bei vier Personen vierfach zu Buche. Was Kinderarmut bedeutet, wird an einem Beispiel klar. „Die Kinder freuen sich so aufs Hallenbad. Aber wir müssen ihnen sagen: ,Wir haben kein Geld‘“, erzählt Hans Z. Selbst kleine Anschaffungen, die für andere selbstverständlich sind, werden mit Bürgergeld zur unüberwindlichen Hürde, da am Monatsende null Euro übrig bleiben. So muss der siebenjährige Sohn mit einem viel zu klein gewordenen klapprigen Fahrrad herumfahren. „Ich hätte gerne ein Fahrrad so wie meine Freunde“, sagt er.

In der Schule sei er gut, so Hans Z., doch das Bürgergeld reicht nicht für einen bequemen Bürostuhl für den Schreibtisch im gemeinsamen Kinderzimmer der Söhne. Auch ein Elternfahrrad, einen Kinderkleiderschrank und Farbe zum Streichen der 69 Quadratmeter großen Wohnung werden gebraucht. Die Eheleute hoffen deshalb auf die Unterstützung der FLZ-Leser.

Als junge Leute im Drogensumpf

Denn die Kinder sollen nicht mit solchen Hypotheken ins Leben starten wie sie selbst. Beide landeten als junge Leute im Drogensumpf. Hans Z. erinnert sich an eine schwere Kindheit. Von seinem Vater war er oft schwer verprügelt worden. Schläge mit Teppichklopfer und Ochsenziemer verursachten Blutergüsse. Als er sieben war, ließen seine Eltern sich scheiden, danach misshandelte ihn seine Oma.

Gewalt in der Ausbildung

Auch bei seiner Ausbildung im Malerhandwerk kam es zu Gewalt, diesmal durch betrunkene Gesellen. Als er sich mit Hilfe der Gewerkschaft bei seinem Chef beschwerte, entließ dieser ihn wenige Monate vor der Prüfung, wobei Hans Z. vor Gericht aber noch Gehaltsforderungen durchsetzte. Monate zuvor hatte er sich bei einem Fußballspiel am linken Knie das Kreuzband und den Meniskus gerissen. Er erinnert sich: „Mein Chef sagte zu mir, wenn ich krank mache, kann ich gleich immer daheim bleiben.“ Weil er daraufhin weiterarbeitete, sei sein Knieleiden so schlimm geworden. Einen großen Lichtblick gibt es im Leben von Hans und Alexandra Z.: Beide haben mit Alkohol und illegalen Drogen seit langer Zeit nichts mehr zu tun. Deshalb könnte jetzt die Wiedereingliederung ins Arbeitsleben glücken. So hofft Alexandra Z., ihren Führerschein wieder zu bekommen, um als Fahrerin arbeiten zu können.

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Von Kurt Güner
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