Seinen ganz besonderen Tag feierte Myron Boadu mit einem ausgelassenen Tanz vor der Fankurve. Das Lächeln des Bochumer Hattrick-Helden strahlte eine tiefe Zufriedenheit aus. „Es war wie ein Traum, der wahr geworden ist“, sagte der Stürmer. Mit seinen drei Toren sorgte er quasi im Alleingang dafür, dass der VfL aus einem 0:3 noch ein 3:3 machte. „Das ist wie ein Sieg“, sagte Außenverteidiger Bernardo.
Bochum ist zwar immer noch Tabellenletzter, trotzdem herrscht Aufbruchstimmung. Der VfL war schon abgeschrieben, jetzt hat er wieder realistische Chancen auf den Klassenerhalt.
Der 1. FC Heidenheim auf dem Relegationsplatz ist nur noch vier Punkte weg. Am Vorletzten Holstein Kiel wäre der VfL sogar schon vorbei, wenn das Urteil des DFB-Sportgerichts zum Feuerzeug-Wurf bei Union Berlin Bestand hat und die Partie für den Revierclub gewertet wird. Dann hätte der VfL zwei Punkte mehr als jetzt.
Stellvertretend für den Stimmungswandel steht Boadu. Der 24-Jährige zeigt, wie schnell es im Fußball gehen kann. Boadu war von Trainer Dieter Hecking zuletzt noch scharf für seine Trainingsleistungen kritisiert worden. Nun wird er von den Mitspielern gelobt und von den Fans mit Gesängen gefeiert.
„Es ist lange her, dass die Fans für mich gesungen haben“, sagte Boadu und hob den Anteil der Anhänger am Mega-Comeback gegen Champions-League-Teilnehmer Leipzig hervor. „Die Fans haben uns Energie gegeben“, sagte er und ergänzte zur Stimmung im Ruhrstadion: „Hier sind 26.000, aber es fühlt sich an wie 70.000 oder 80.000.“
Mit seinem grandiosen Auftritt und dem erst zweiten Bochumer Hattrick in der Bundesliga machte sich Boadu auch aus Heckings Sicht zum „Held“ des Tages. Vor gut einer Woche klang das noch anders.
Er könne für Boadu „nicht immer beide Augen zudrücken“, hatte Hecking vor dem ersten Spiel des Jahres gesagt. „So reicht es nicht.“ Boadu sei lange „körperlich nicht auf Bundesliga-Niveau“ gewesen. Der erfahrene Coach stand auch nach der Drei-Tore-Show des Niederländers zu seinen Worten und erklärte: „Wenn mich ein Spieler nervt, dann nervt er mich. Heute lobe ich ihn.“
Boadu stand - auch verletzungsbedingt - erst fünfmal in der Bundesliga-Startelf des VfL. Der Angreifer selbst gab zu, zuletzt frustriert gewesen zu sein. „Die letzten Wochen waren nicht so einfach für mich“, sagte er und erklärte mit Blick auf Hecking: „Er war ein bisschen sauer, ich war ein bisschen sauer.“
Ein klärendes Gespräch zwischen ihm und dem Coach trug dazu bei, Probleme auszuräumen. „Das Gespräch hat ihm geholfen und mir geholfen, ihn zu verstehen“, erklärte Hecking.
Der Trainer hofft, dass der Leihspieler der AS Monaco jetzt richtig durchstartet. „Er hat uns allen gezeigt, dass wir vorne eine Waffe haben, die bisher ein bisschen untergegangen ist“, sagte Hecking. Boadu habe eine Abschlussqualität, „die wir so nicht haben“. Im Abstiegskampf kann der VfL diese Qualität gut gebrauchen.
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