Ihm fehlt sogar ein Bett: 70-Jähriger lebt in bitterer Armut | FLZ.de

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Veröffentlicht am 19.11.2022 07:02

Ihm fehlt sogar ein Bett: 70-Jähriger lebt in bitterer Armut

FLZ-Leser können einem 70-Jährigen helfen, dem das Leben hart mitgespielt hat. Für Weihnachten wünscht er sich, seinen Bruder zu sehen. (Symbolbild: Sina Schuldt/dpa)
FLZ-Leser können einem 70-Jährigen helfen, dem das Leben hart mitgespielt hat. Für Weihnachten wünscht er sich, seinen Bruder zu sehen. (Symbolbild: Sina Schuldt/dpa)
FLZ-Leser können einem 70-Jährigen helfen, dem das Leben hart mitgespielt hat. Für Weihnachten wünscht er sich, seinen Bruder zu sehen. (Symbolbild: Sina Schuldt/dpa)

Nicht mal ein richtiges Bett besitzt Chung Hoàng (Name geändert). Trotz seines Bandscheibenschadens muss er auf einer Couch schlafen. Denn mit seiner kleinen Rente lebt der 70-Jährige am Existenzminimum. Er hofft auf eine Spende der FLZ-Leser.

Chung Hoàng, der aus Vietnam stammt, blickt auf ein bewegtes Leben zurück. Als junger Mann kämpfte er im Vietnamkrieg, war inhaftiert und flüchtete schließlich mit Bruder und Schwägerin.

Scheidung und Bandscheibenvorfall

Seit 1979 lebt er in Deutschland, arbeitete zunächst in einer Druckerei, dann in einer Fabrik. Er lernte eine Frau kennen, heiratete sie und bekam drei Kinder mit ihr. Später erfüllte er sich den Traum vom eigenen Restaurant. Es lief gut, sagt er. Dann – von heute auf morgen – reichte seine Frau die Scheidung ein. Warum, das versteht er bis heute nicht. Er redet nicht gern darüber.

Zur gescheiterten Ehe kam ein Bandscheibenvorfall. Mit dem Lokal ging es bergab, schließlich musste er es schließen. Noch heute ist er traurig, wenn er an dem Haus vorbei geht.

Danach war er noch für kurze Zeit in der Gastronomie angestellt, musste aber bald aufgeben. Denn zeitweise verursachen die Bandscheiben solche Schmerzen, dass er kaum laufen kann.

In der Not zapfte Chung Hoàng Strom ab

Weil er die meiste Zeit selbstständig tätig war, bekommt er nur eine geringe Rente und einen Zuschuss vom Sozialamt. Wegen Schulden beim Stromversorger hatte man ihm vor einigen Jahren den Strom abgestellt. In seiner Verzweiflung zapfte Chung Hoàng Strom bei seinem Nachbarn ab. Als das aufflog, wurde er vor Gericht zu einer Geldstrafe verurteilt. Auch diese konnte er nicht bezahlen und musste für drei Monate in Haft.

Zugleich ging die Vermieterin zivilrechtlich gegen ihn vor, weil er die Miete schuldig geblieben war. Während er seine Strafe wegen des Stromdiebstahls absaß, ließen die Eigentümer seine Wohnung räumen. Der Aufforderung, dies selbst zu tun, war er nicht nachgekommen.

„Er hat es nicht verstanden, wenn da was vom Gerichtsvollzieher stand“, nimmt Sozialpädagogin Melissa Grocholla von der Straffälligenhilfe ihn in Schutz. Sein Deutsch sei nicht so gut. „Außer zwei Taschen hat er nichts mehr gehabt“, erzählt sie. Sogar das Gebiss wurde entsorgt.

Sein Wunsch: Weihnachten mit dem Bruder

Nachdem er die Strafe verbüßt hatte, wandte sich Chung Hoàng an die Straffälligenhilfe. Er kam zunächst in einer Übergangswohnung der Organisation unter und lebt jetzt in einer Ein-Zimmer-Wohnung. Grocholla unterstützt ihn seit rund einem Jahr bei Behördengängen und hilft ihm, in ein geregeltes Leben zu finden. Zu den Beratungsgesprächen komme er zuverlässig, lobt sie. Auch an die Schuldnerberatung wandte sich der 70-Jährige.

Im Monat bleiben ihm nach Abzug der Miete etwa 180 bis 200 Euro zum Leben. Bei der Tafel und ähnlichen Institutionen besorgt er Lebensmittel. Vieles kann er aber gar nicht essen, weil in der oberen Zahnreihe nur noch ein Zahn übrig ist. Den Eigenanteil von rund 400 Euro für ein neues Gebiss kann er sich ebenso wenig leisten wie ein Bett oder eine Matratze. Genauso dringend bräuchte er Winterkleidung und warme Schuhe.

Chung Hoàng hat kaum soziale Kontakte. Sein großer Wunsch wäre, an Weihnachten seinen Bruder in Mönchengladbach zu besuchen. Aber auch Zugfahren ist teuer.

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Andrea Walke
Andrea Walke
... ist Redakteurin in der Lokalredaktion Ansbach und seit Dezember 2012 bei der FLZ. Sie fühlt sich in Rathäusern genauso wohl wie in Gerichtssälen und trifft am liebsten Menschen, die eine interessante Geschichte zu erzählen haben. Seit 2017 betreut sie redaktionell die Aktion "FLZ-Leser helfen".
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