Sie stand fest im Leben, doch als ihr Mann starb, zog es ihr den Boden weg. Der psychischen Krise folgte die finanzielle – im Eiltempo. Jetzt hat sie nicht mal mehr einen Kleiderschrank. In der Küche sitzt sie auf kalten Stahlstühlen vom früheren Balkon und denkt an die erst kurz vergangenen Zeiten ohne Sorgen.
„Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet, dass er nicht mehr zurückkommt”, so die 59-jährige Witwe. Ihr Mann hatte öfter kleinere Schwächephasen, doch nach ein paar Tagen im Krankenhaus ging es immer weiter. Eine schöne Fünf-Zimmer-Wohnung, Ausflüge und Reisen gehörten zum großen Glück der Zweisamkeit. „Ums Geld hat er sich gekümmert.” Doch im Frühjahr 2020 verschwand der Anker ihres Lebens. „Früh um 7 kam der Anruf aus der Klinik.”
Er war schon in den Monaten vor seinem Tod schwächer als er schien. Das Gedächtnis hatte nachgelassen, den Kalender führte deshalb seine einige Jahre jüngere Frau. Den Rest machte er wie immer – dachte sie. „Nach seinem Tod habe ich viele unbezahlte Rechnungen gefunden. Das hat es früher bei ihm nie gegeben. Er hatte offenbar eine beginnende Demenz, die keiner erkannte.”
Die Witwe bezahlte. Der Druck der Mahnungen brachte sie zum Handeln, ansonsten hatte sie ihre Energie verloren. „Ich war wie gelähmt. Das kannte ich gar nicht.” Vor dem Tod des Mannes hat sie gern gearbeitet, auch wenn ihr Einkommen viel niedriger war als seins. „Uns ging es gut. Ich hätte nie gedacht, dass man so schnell in die Armut rutschen kann. Innerlich war ich regungslos.” Die Depression, die sie erwischte, machte nicht vor den klarsten Dingen halt. „Ich hab' es nicht geschafft, mich um den ganzen Papierkram zu kümmern.”
Zum Beispiel darum, sofort eine Witwenrente zu beantragen. Ein schneller Antrag ist wichtig, weil es hier keine Nachzahlungen gibt. Weit über ein Jahr der ansehnlichen Witwenrente fehlt für immer. „Das versteht niemand, aus heutiger Sicht auch ich nicht.”
Sie galt als zuverlässig und deshalb hat keiner nachgefragt, ob sie alles erledigt oder Hilfe braucht. „Alle dachten, ich hab' das natürlich gemacht.” Sie lebte von den Ersparnissen, bis diese aufgebraucht waren. Dann konnte sie die Miete nicht mehr zahlen. Ihr Vermieter war erstaunt. „Er hat sich an die Stadt gewandt, weil er dachte, das ist so untypisch für mich.” Sie bekam eine Betreuerin, die alles ordnete.
Gegen die Depression half eine über zwei Monate dauernde Tagestherapie.
Sie lernte einen Mann kennen, der durch den Tod seiner Lebensgefährtin am Boden war – und genauso verarmt. „Wir haben eine Rentner-WG aufgemacht.” Drei Zimmer für beide. „Alleine hätte ich mir gar nichts leisten können.”
Ihre schönen Möbel aus vergangenen Zeiten waren zu groß für das neue Zuhause. „Ich hätte für meine Kleidung so gern einen Schrank, der in mein kleines Zimmer passt. Jetzt liegt alles offen herum. Und eine Eckbank für die Küche wäre wunderbar.”
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