Wenn bei schwangeren Frauen der Bauch wächst, ist das für viele Menschen ein Grund zur Freude. „Die meisten Leute sind sehr entgegenkommend und hilfsbereit, sie erleben Schwangerschaft als etwas Positives“, erklärt der Psychotherapeut Wolfgang Krüger aus Berlin.
Doch es kann auch zu seltsamen Situationen etwa im Kollegen- oder Bekanntenkreis kommen. Manche ignorieren den Babybauch, andere stammeln. Es gibt auch Menschen, die sich fast ein wenig zu sehr mitfreuen und übergriffige Fragen stellen.
Der Anblick einer schwangeren Frau kann beim Gegenüber zahlreiche Emotionen hervorrufen - je nachdem, in welcher Lebensphase er oder sie sich gerade befindet. „Es zeigt uns, wie wir leben könnten“, formuliert es der Therapeut.
So wird eine wichtige ungeklärte Frage wachgerüttelt: Will ich ein Kind und wenn ja: wann und mit wem? Auch seelische Wunden werden berührt, etwa wenn der passende Partner fehlt oder der Kinderwunsch aus körperlichen Gründen unerfüllt bleibt.
Davon unabhängig herrscht bei einigen Menschen Unsicherheit bei diesem Thema, vor allem zu Beginn der Schwangerschaft. Zu peinlich ist die Vorstellung, der Kollegin zum baldigen Nachwuchs zu gratulieren - und dann hat sie einfach nur so zugenommen. Auch wissen sie nicht, ob die Frau überhaupt auf ihre Schwangerschaft angesprochen werden möchte. Dies ist tatsächlich von Frau zu Frau unterschiedlich.
„Manche wollen, dass man die Freude mit ihnen teilt, andere empfinden Fragen rasch als übergriffig“, erklärt Monika Scheddin, die als Coach in München arbeitet. Persönlich finde sie als Einstiegsfrage den Satz „Darf ich gratulieren?“ passend.
Es bestehe beim Ansprechen immer die Möglichkeit, dass der andere darauf nicht positiv reagiere. Damit müsse jeder umgehen lernen, so sei eben das Leben. „Ich bin verantwortlich für meine Gefühle und mein Gegenüber ist verantwortlich für seine Gefühle“, betont sie. Verfinstere sich zum Beispiel das Gesicht beim Gegenüber, könne etwa mit dem Satz „Habe ich einen Faux pas begangen?“ nachgefragt werden.
Allerdings ist eine Schwangerschaft lang und im Laufe der Monate summieren sich die immer gleichen Nachfragen, was die Frauen durchaus nerven kann. Sie können darauf mit Antworten reagieren, die am besten witzig sind, aber nicht zu weiteren Fragen einladen. Hier nennt Monika Scheddin einige Beispiele und wie man sie wegkontert:
„War das gewollt?“ - „Bestellt, gewollt und demnächst geliefert.“
„Wie lange habt ihr dafür gebraucht?“ - „Ging ganz schnell, keine halbe Stunde“.
„Was wird es denn?“ - „Also einen Hund hat mein Gynäkologe definitiv ausgeschlossen“, „Hoffentlich ein ganz bezauberndes Menschenkind“, „Wahrscheinlich ein Kind“.
„Wann ist es denn so weit?“ - „Mir wäre der 24. Dezember lieb. Aber ich fürchte, so lange halte ich es nicht aus“, „Ich habe dem Baby schon eine Whats App geschickt, aber es hat noch nicht geantwortet“.
„Bist du nicht zu alt?“ - „Zu alt für was?“, „Für irgendwen ist man immer zu irgendwas“, „Fürs Senioren-Yoga bin ich zum Beispiel viel zu jung“.
„Wie viel hast Du denn schon zugenommen?“ - „Neun Kilo, mehr ging irgendwie nicht.“
„Du bist aber dick geworden.“ - „Das Kind kommt gleich mit Kinderwagen, ich habe das Komplettpaket bestellt“, „Bei mir geht es noch, aber du müsstest mal meinen Mann sehen“.
„Sicher, dass es keine Zwillinge werden?“ - „Nein, überhaupt nicht sicher“, „Sicher, dass du das Rentenalter erreichen wirst?“
„Darfst du das überhaupt essen?“ - „Nein, meinst du, ich muss dafür in den Knast?“, „Schwangere dürfen alles“.
„Das ist jetzt aber das letzte, oder?“ - „Auf keinen Fall, wir nehmen alles, was geht“, „Deine Frage ist das Letzte“.
© dpa-infocom, dpa:230228-99-772788/3