„Sehr, sehr zufrieden“, sei er mit seinem Ergebnis, erklärte Werner Stieglitz, nachdem rund zwei Drittel der Stimmen im Wahlkreis 510ausgezählt waren. Mit über 38 Prozent toppte er das landesweite Ergebnis der CSU und wird als Nachfolger von Hans Herold in den Landtag einziehen.
Nein, Angst vor einem Scheitern habe er nicht gehabt, erklärte Stieglitz am Rande der CSU-Wahlparty im Markt Erlbacher Bürgerhaus „Zum Löwen“, doch sei er als „Newcomer“ immerhin gegen Gabi Schmidt (Freie Wähler) und damit gegen eine amtierende Landtagsabgeordnete angetreten. Insofern freue er sich über das Resultat umso mehr und gehe fest davon aus, dass die Zusammenarbeit mit den Freien Wählern auf Landesebene fortgesetzt wird. Sein persönliches Verhältnis zu Gabi Schmidt bezeichnete Stieglitz als herzlich – man habe sich im Wahlkampf immer wieder getroffen und sich „gut verstanden“.
Für ihn sei es unzweifelhaft, dass Deutschland weiterhin „helfen muss“, aber gleichzeitig sei es nicht möglich, die gesamte Last auf die Kommunen abzuwälzen. „Es darf einfach keine dauerhafte Überforderung der Bürger geben“, so Stieglitz, der auch die Erfolge der AfD zu einem guten Teil der Migrationsdebatte zuschrieb.
In den vergangenen Wochen und Monaten habe er feststellen müssen, dass das Thema „Migration“ und vor allem die Frage der Unterbringung der geflüchteten Menschen für die Menschen dominierend gewesen sei. Er hoffe nun, dass die künftige bayerische Landesregierung „den Druck auf Berlin“ erhöhen werde. „Wer abgeschoben werden muss, sollte schneller abgeschoben werden und wer arbeiten will, muss schneller arbeiten können“.
„Die Leute, die AfD gewählt haben, das sind natürlich nicht alles Rechtsextreme“, so der stellvertretende Markt Erlbacher Bürgermeister. Dass die AfD, obwohl „die ja kaum Wahlkampf gemacht haben“, so stark abgeschnitten habe, sei aus seiner Sicht also wohl doch eher dem „Protest“ zuzuschreiben.
„Wir müssen in Zukunft einfach Politik besser erklären und die Menschen besser mitnehmen“, so der künftige Abgeordnete im Maximilianeum. Letztlich hoffe er darauf, dass der Erfolg der AfD „nur eine Momentaufnahme“ sei.
Dass ihr Erststimmen-Ergebnis in ihrem Wahlkreis deutlich über dem Zweitstimmen-Resultat der Freien Wähler liegt, ist für sie ein persönlicher Erfolg. „Die Landtagswahl ist eben auch eine Persönlichkeitswahl“, sagte sie und verwies auf ihren enormen Einsatz, den sie täglich erbringe.
Gabi Schmidt, Freie Wähler, war als Spitzenkandidatin zudem auf Platz eins der mittelfränkischen Wahlkreisliste gesetzt worden. Ihr Erststimmen-Ergebnis hatte Schmidt am Wahlabend lange Zeit gar nicht im Blick. „Als stellvertretende Bundesvorsitzende der Freien Wähler schaue ich die ganze Zeit auf das Gesamtergebnis“, sagte sie.
Und auch ihre Parteikollegen hätten in den vergangenen Jahren einen guten Job gemacht. „Wir haben in der Koalition gute Arbeit geleistet. Das spiegelt sich jetzt im Wahlergebnis wider“, betonte Schmidt. Die Reibungen innerhalb der Koalition seien nichts Negatives gewesen. Vielmehr habe man dadurch gewonnen. Mit dem Wahlergebnis ist sie absolut zufrieden. „Heute ist ein Tag zum Feiern.“
Weniger erfreulich findet die 55-Jährige es indes, dass in ihrem Wahlkreis die AfD-Kandidatin großen Zuspruch erhalten hat. Schmidt macht das fassungslos. „Es ist erschreckend“, sagte sie. Verstehen kann sie es nicht. Zumal während ihrer Wahlkampftouren nichts darauf hingedeutet hätte, dass sich so viele Bürger für die AfD entscheiden würden. Sie habe eine solche Stimmung nicht wahrgenommen. „Um das verstehen und erklären zu können, muss man wohl Psychologie studiert, aber nichts mit Politik zu tun haben“, betont Schmidt.
Gedrückt war die Stimmung bei der Wahlparty der Grünen in der Neustädter Bahnhofsgaststätte. Mit „ein Stück weit Erleichterung, was das Landesergebnis betrifft, aber vor allem mit Wehmut, was das Resultat in unserem Wahlkreis anbelangt“ bewertete der grüne Spitzenkandidat André Höftmann die Ergebnisse des Abends.
Mit knapp unter elf Prozent musste Höftmann nicht nur (erwartungsgemäß) Gabi Schmidt den Vortritt lassen, sondern unterlag bei den Erststimmen auch der 74-jährigen Anni Benedikt von der AfD. „Wir haben bei der politischen Großwetterlage schon einen mächtigen Gegenwind verspürt“, so der 27-Jährige Höftmann: Die Energiekrise, der Ukraine-Krieg, die Inflation und vor allem das „sehr unglücklich gelaufene Heizungsgesetz“ hätten zu einer Abstrafung der Ampel-Koalition und damit auch der Grünen geführt. „Die Heizung im Keller“ – das habe den Bürgern vor allem im ländlichen Raum einfach näher gelegen, als andere Themen.
Ihm sei dies durchaus bewusst gewesen, so Höftmann gegenüber der Redaktion, und dementsprechend habe er im Wahlkampf versucht, seinen Schwerpunkt auf Themen zu legen, die auch und gerade auf dem Land wichtig seien: Eine bessere Infrastruktur, Kinder- und Seniorenbetreuung, öffentlicher Personennahverkehr. „Aber damit sind wir leider nicht so durchgedrungen, wie ich mir das erhofft habe.“
Die FDP hat um den Wiedereinzug in den Landtag gekämpft und gebangt. Vergeblich. Der FDP-Direktkandidat Johannes Loesch aus Gerhardshofen will aber nicht jammern und Trübsal blasen. Das sei nicht seine Art, wie er betonte. Vielmehr müsse das Wahlergebnis nun auf allen Ebenen und in sämtlichen Gremien intensiv analysiert werden.
Dieses Mal wollte es Harry Scheuenstuhl schaffen, nachdem es angesichts des schwachen Ergebnisses für die SPD für ihn 2018 nicht für einen Platz im Landtag gereicht hatte. Es blieb beim Versuch: Die SPD stürzte landes- und landkreisweit noch weiter ab. Für Scheuenstuhl war dies die letzte Kandidatur, so der Wilhermsdorfer.
„Ich werde mich aus der Politik Stück für Stück zurückziehen. Nun sind andere gefordert.“ Diesen wolle er bei Bedarf gern zur Seite stehen. In seiner Heimatgemeinde Wilhermsdorf gaben ihm rund 15 Prozent der Wählenden ihre Stimme. Vor fünf Jahren waren es zirka 17 Prozent, so ein kurzer Rückblick.
Angetreten war der 61-Jährige für den Stimmkreis 510 (Neustadt/Aisch-Bad Windsheim mit Fürth Land). Die gewünschte stärkere Unterstützung der Wählerinnen und Wähler war ausgeblieben. „Jede Stimme zählt“, hatte der Vater dreier erwachsener Kinder im Gespräch mit unserer Zeitung vor der Wahl gesagt. Doch diese Unterstützung blieb ihm versagt.
Ich bin frustriert“, gibt er mit Blick auf das Wahlergebnis zu. „Wir haben gut gekämpft“, sagte er dennoch und bedankt sich bei allen, die sich im Wahlkampf für die SPD ins Zeug legten. Wichtig sei, dass die Partei auch mit Blick auf die nächste Kommunalwahl 2026 neu durchstartet. Dafür müsse sie sich aber auch im SPD-Unterbezirk neu aufstellen. Es gelte nunmehr, alle Posten und Positionen konsequent auf den Prüfstand zu stellen.