Erstmals sollen in Brandenburg Zahnärzte ausgebildet werden. Die private Medizinische Hochschule Brandenburg (MHB) startet ab dem Sommersemester 2024 in Brandenburg an der Havel einen neuen Zahnmedizin-Studiengang.
Er solle dazu beitragen, die Versorgungslücke zu schließen, sagte MHB-Präsident Hans-Uwe Simon am Montag in Potsdam. Zahnärztinnen und Zahnärzte fehlen gerade auf dem Land, die Nachfolge-Suche ist oft langwierig.
Für den Studiengang, der besonders praxisnah sein soll, gelten teils andere Maßstäbe für die Zulassung: So gibt es etwa keinen Numerus Clausus als Beschränkung wie an den meisten staatlichen Hochschulen. Abiturnoten sollen weniger wichtig sein.
Die Berufsvertretungen der Zahnärzte halten mehr Nachwuchs in Brandenburg und eine Ausbildung für Zahnmediziner für notwendig. Zudem wird bis 2026 in einem alten Straßenbahn-Depot in Brandenburg an der Havel eine neue Zahnklinik entstehen, die für die praktische Ausbildung wichtig ist.
Die Hochschule, die als Universität staatlich anerkannt ist und in kommunaler und gemeinnütziger Trägerschaft ist, erhebt nach eigenen Angaben Studiengebühren von rund 132.000 Euro. Es gebe aber Finanzierungsangebote, so dass ein Studium keine Frage des Geldes sein solle, hieß es. Für den Modellstudiengang sollen bis zu 48 Studierende pro Jahr aufgenommen werden.
Die Landeszahnärztekammer hofft auch auf finanzielle Unterstützung der Zahnmedizinstudenten durch Kommunen und Landkreise. „Denn genau hier werden die jungen Zahnmediziner zum Teil schon sehr intensiv erwartet“, sagte Vorstandsmitglied Romy Ermler laut Mitteilung. Zudem könne die Landesregierung etwa in Form von Stipendien ähnlich der Landarztstipendien die angehenden Mediziner unterstützen.
Beim Modellstudiengang Zahnmedizin in Brandenburg an der Havel gebe es kein separates Physikum und damit kein Risiko für Studierende, an dieser Hürde zu scheitern, sagte MHB-Kanzler Gerrit Fleige zu den Bedingungen. Beim Physikum in der Medizin - also einem Staatsexamen - gibt es stets eine gewisse Durchfallquote.
Bei der Bewerbung zählen laut Hochschule Persönlichkeit, Motivation und Praxiserfahrung mehr als Abiturnoten. Auch werde ein Studium ohne Abitur möglich sein, so wie es das Brandenburgische Hochschulgesetz vorsehe. An den meisten staatlichen Hochschulen ist eine Studienplatzvergabe für Zahnmedizin an eine Notengrenze beim Abitur gekoppelt, die meist bei einem Schnitt von 1,2 oder besser liegt. Sonst gibt es üblicherweise Wartezeiten.
An der 2014 gegründeten Medizinischen Hochschule Brandenburg Theodor Fontane starteten im Jahr 2015 die Studiengänge Humanmedizin und Psychologie/Psychotherapie. Erste Absolventen seien seit 2021 flächendeckend in Kliniken in Brandenburg tätig. Der „Bleibeaffekt“ habe funktioniert, hieß es. Auch die neu ausgebildeten Zahnmediziner sollen nach den Vorstellungen der MHB möglichst in Brandenburg bleiben.
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