Hannelore S. (alle Namen geändert) spürte schon länger, dass etwas mit ihrem Körper nicht stimmte. Das Laufen, selbst das Stehen fiel ihr schwer. Als sie dann noch hohes Fieber bekam, ging sie ins Krankenhaus. Wo sie unvermittelt für zwölf Wochen ins Koma fiel. Das war im Jahr 2013. Und heute scheint es, als sei der letzte Strohhalm, an den sie sich klammern konnte, zerbrochen. Eine Infektion durch den Fuchsbandwurm zerstört ihren Körper.
Diese äußerst seltene Erkrankung, im Fachjargon alveoläre Echinokokkose genannt, ist tückisch. Zunächst behandelten die Ärzte die damals 43-jährige Verkäuferin als Schlaganfall-Patientin. Lähmungen, teilweises Erblinden, kognitive Störungen wiesen darauf hin. Nach Klinikaufenthalt und Reha war sie zwar auf den Rollstuhl und Dauerpflege ihres Ehemanns angewiesen. „Aber wir schmiedeten Pläne, wie wir mit dem Handicap leben können“, berichtet sie. Und ihre Augen glänzen, als sie ein kurzes Video aus dem Jahr 2014 zeigt: sie beim Tandem-Fallschirmsprung. „Für mich war das damals der Sprung zurück ins Leben.“
Die Hoffnung trog. Schon im Jahr darauf verschlechterte sich der Zustand von Hannelore S. massiv. Die Ärzte waren ratlos, bis eine Hepatologin an der Uniklinik Würzburg die Ursache für die Erkrankung fand: den aktiven Fuchsbandwurm. Mehrere schwere Operationen musste die Erkrankte über sich ergehen lassen, um stark befallene Organe wie Leber, Lunge, Darm und Galle von Finnen (Larven des Wurms) zu befreien. Zweimal wurden Herzklappen ersetzt. Immerhin folgten „acht gute Jahre“, in denen Hannelore und Hans S. ihren Alltag gemeinsam meistern konnten, sich auch mal einen Urlaub unter erschwerten Bedingungen leisteten.
Im Mai dieses Jahres gab es plötzlich wieder einen massiven Krankheitsschub. Nochmals eine Operation? Die Ärzte fürchteten, ihre stark geschwächte Patientin könnte aus der Narkose nicht mehr aufwachen. Deswegen verordneten sie Medikamente, die wirksam sein sollen, bisher aber nicht zugelassen sind. In den vergangenen vier Wochen nahm Hannelore S. Tabletten ein, deren Nebenwirkungen für sie unerträglich sind. Auch wenn sie mit Morphium die Schmerzen betäubt. „So ist das für mich kein Leben“, sagte sie am Montag gefasst ihrer Ärztin aus der Uniklinik am Telefon. Sie würde sich nochmals operieren lassen. „Wenn der Herrgott will, überlebe ich die OP.“
Hans S. ist verzweifelt angesichts der schlechten Prognose für seine Frau. Seit 36 Jahren sind sie verheiratet. „Eine Sandkastenliebe“, berichtet er mit Tränen in den Augen. Er ist ganz offiziell der Pfleger seiner Frau, ist ohne Bezüge freigestellt von seinem Arbeitgeber. Wenn Hannelore S. stationär im Krankenhaus versorgt wird, bekommt er für ihre Rundum-Versorgung ebenfalls ein Bett. Er habe sich jahrelang schwer getan, die Erkrankung zu akzeptieren, räumt er ein, er habe gehadert mit dem Schicksal. „Wir kämpfen gemeinsam“, ermuntert er seine Frau. Sie antwortet mit dem Hinweis auf ihre Patientenverfügung. Darin lehne sie lebensverlängernde Maßnahmen ab. „Ich entscheide über mich.“
Die finanziellen Sorgen des Ehepaars sind angesichts der Krankheit zweitrangig, aber vorhanden, weil ihr mehr als zwei Jahrzehnte altes Auto für 3800 Euro in Stand gesetzt werden musste. „Den Kombi brauchen wir“, erläutert Hans S. „Für den Krankentransport, auch mit Elektrorollstuhl, und für die Haushaltsführung.“ Wegen dieser Zwecke ist das Fahrzeug steuerbefreit.
Liebe Leserinnen und Leser, mit Ihrer Spende will der Verein „FLZ-Leser helfen“ Bürger unterstützen, die in Not geraten sind. Den gewählten Betrag überweisen Sie bitte auf folgendes Konto:
Sparkasse Ansbach
IBAN DE93 7655 0000 0000 2774 00
BIC BYLADEM1ANS
Stichwort: FLZ-Leser helfen
Auf Wunsch werden Spendenbescheinigungen ausgestellt. Wer über fünf Euro spendet, wird in der Fränkischen Landeszeitung namentlich genannt. Vermerken Sie bitte auf der Überweisung, wenn Sie anonym bleiben möchten. Möglich sind auch Spenden für einzelne Fälle, Sachspenden werden jedoch nicht angenommen.