Die Not wächst: Wie steigende Kosten Familien und Senioren belasten | FLZ.de

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Veröffentlicht am 29.11.2024 17:00

Die Not wächst: Wie steigende Kosten Familien und Senioren belasten

Sozialpädagogin Viola Arnold kümmert sich im Caritasverband Scheinfeld und Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim um Menschen, die Unterstützung brauchen. (Foto: Ute Niephaus)
Sozialpädagogin Viola Arnold kümmert sich im Caritasverband Scheinfeld und Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim um Menschen, die Unterstützung brauchen. (Foto: Ute Niephaus)
Sozialpädagogin Viola Arnold kümmert sich im Caritasverband Scheinfeld und Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim um Menschen, die Unterstützung brauchen. (Foto: Ute Niephaus)

Das Geld ist in diesem Jahr bei vielen knapper geworden. Doch die Bereitschaft, trotzdem Nachbarn in Not zu unterstützen, hält an. Für die Aktion „FLZ-Leser helfen“ gingen bereits 612 Beiträge ein. Manchen zwackten vom eigenen schmalen Etat fünf Euro ab, andere konnten großzügiger sein. Die Spendensumme liegt derzeit bei 53.492,51 Euro.

Die möglichen Empfänger von Spenden wählen Sozialbehörden und wohltätige Organisationen aus, die die tatsächliche Lage der Betroffenen genau kennen. Sie wissen, wofür es Sozialleistungen gibt und wofür nicht, schlagen Bedürftige vor und kontrollieren dann auch die korrekte Verwendung der Spenden.

Neues Auto finanziert

Von den Spenden der FLZ-Leserinnen und Leser im vergangenen Jahr hat auch die zehnjährige Sabrina (Name geändert) profitiert. Sie ist mit einem seltenen Gen-Defekt auf die Welt gekommen und sitzt deshalb im Rollstuhl. Für sie und ihre Mutter war es immer sehr anstrengend, das Mädchen ins Auto zu heben.

Nur mit Hilfe der Spenden konnten sie ein neues Auto finanzieren, das so umgebaut ist, dass Sabrina hinten im Rollstuhl mitfahren kann. Die Rücksitzbank ist umgeklappt, so dass die Mutter ihre Tochter auch schnell erreichen kann, wenn sie während der Fahrt einen Anfall hat.

„Die Spenden waren eine große Hilfe“, sagte die Mutter jetzt im Gespräch mit der FLZ: „Seit September ist das neue Auto da“. Sabrina geht es gut, erzählt sie. Nur im Juli ging es ihr kurzzeitig schlechter, was ihrer Mutter einen gehörigen Schrecken einjagte. Aber schon wenige Tage später erholte sich die Tochter. „Das macht einem bewusst, dass es nicht selbstverständlich ist, dass es einem gut geht“, meinte die Mutter des Mädchens nun.

„Nebenkosten, die explodiert sind“

Neben solchen großen Anschaffungen, die vor allem für behinderte Kinder und Erwachsene immer wieder nötig sind, kennt Viola Arnold viele kleine Notlagen. Die Sozialpädagogin beim Caritasverband Scheinfeld und Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim verfolgt die Entwicklung nicht nur aus ihren persönlichen Erfahrungen. „Mein Eindruck, dass die Not größer wird, wird durch die Gespräche mit den anderen Beratungsstellen in der Diözese Bamberg bestätigt.“

Eines der Hauptprobleme für immer mehr Menschen liegt im Wohnungsmarkt. „Ganz gravierend sind die Nebenkosten, die explodiert sind.“ Dagegen seien die Sätze bei den meisten Sozialleistungen seit Jahren kaum oder gar nicht verändert. „Die Mietobergrenzen sind bei uns im Landkreis so knapp gefasst.“

Doch neben den Ausgaben für Strom und Wärme haben auch die Grundmieten deutlich angezogen. „Das zahlen die Leute ja aus ihrem Regelsatz. Durch die Mietkosten können sich viele nichts anderes mehr leisten. Wenn dann die Waschmaschine kaputt geht, ist dafür kein Geld mehr da. Für jemanden, der gut verdient, ist das nicht nachzuvollziehen. Aber zu mir kommen inzwischen sogar Eltern in die Beratung, die beide arbeiten, doch in ihrer Familie mit Kindern reicht das Geld nicht mehr für geringe Rücklagen.“

Stark zugenommen hat für Viola Arnold auch die Not von Senioren. „An uns wenden sich zunehmend ältere Menschen, die nur eine kleine Rente haben und sich die alltäglichsten Dinge nicht mehr leisten können. Das finde ich erschütternd, wenn ihnen warme Kleidung und warme Schuhe fehlen.“

Alle Empfänger persönlich bekannt

Spenden von Leserinnen und Lesern der FLZ verwendet Viola Arnold ebenso penibel wie die anderen Organisationen. Sie kennt alle Empfänger und deren finanzielle Lage und weiß, wer wirklich nur mit Spenden drängende Probleme lindern kann. Seit zwei Jahren, so ihre Beobachtung, wächst die Kluft zwischen stagnierenden Sozialleistungen und der allgemeinen Preisentwicklung rapide. „Es geht inzwischen auch um die banalsten Dinge im Alltag.“

FLZ-Leser helfen

Hier können Sie spenden

Mit Ihrer Spende will der Verein „FLZ-Leser helfen“ Bürger unterstützen, die in Not geraten sind. Das geht ganzjährig. Den gewählten Betrag überweisen Sie auf folgendes Konto:

  • Bank: Sparkasse Ansbach
  • IBAN: DE 9376 5500 0000 0027 7400
  • BIC: BYLADEM1ANS
  • Stichwort: FLZ-Leser helfen

Auf Wunsch werden Spendenbescheinigungen ausgestellt. Wer über fünf Euro spendet, wird in der Fränkischen Landeszeitung namentlich genannt. Vermerken Sie bitte auf der Überweisung, wenn Sie anonym bleiben möchten. Möglich sind auch gezielte Spenden für einzelne Fälle, Sachspenden werden jedoch nicht angenommen.


Von Manfred Blendinger und Thomas Schaller
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